Start-ups unverzichtbare Treiber von Innovation

© Thomas Jarzombek/Tobias KochThomas Jarzombek

MdB, Beauftragter Digitale Wirtschaft und Start-ups, Koordinator Luft- und Raumfahrt im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie

 Foto:Tobias Koch

Herr Jarzombek, Sie möchten als Beauftragter für Digitale Wirtschaft und Start-ups beim BMWi neue, insbesondere digitale Technologien in Deutschland vorantreiben. Spüren Sie bei der deutschen Bevölkerung eine gewisse Skepsis gegenüber neuen Technologien, und wenn ja - was setzen Sie dem entgegen?

Nein, die Mehrheit der deutschen Bevölkerung steht digitalen Technologien positiv gegenüber. Die Menschen wollen die Digitalisierung aktiv mitgestalten und an ihr teilhaben.

Dies hat sich auch in der Coronakrise gezeigt. In einer Umfrage der Initiative D21 im Sommer letzten Jahres gaben 56% der Befragten an, persönlich von der Digitalisierung zu profitieren. Hier bestehen allerdings deutliche Unterschiede zwischen den verschiedenen Gruppen. So bejahen dies bei den über 70jährigen Personen nur 22%. Hier gibt es offenbar noch Potenzial nach oben. Nehmen Sie ein anderes Beispiel: 32% aller Beschäftigten haben im Jahr 2020 zumindest zeitweise im Home-Office gearbeitet. Beschäftige und Betriebe bewerten die Arbeit im Home-Office mehrheitlich positiv und gehen davon aus, dass es ein wichtiger und fester Bestandteil der Arbeitswelt bleiben wird. In einer vom Bitkom durchgeführten Befragung im Herbst 2020 waren zwei Drittel der Befragten der Ansicht, dass digitale Technologien eine große Chance bieten, das Leben in Städten und Gemeinden lebenswerter zu machen. Neun von zehn meinen, dass gerade wirtschaftlich abgehängte Städte und Gemeinden von der Digitalisierung besonders profitieren können. Da spüre ich viel Neugier statt Skepsis.

Eines Ihrer Anliegen ist es, Gründer „auf das nächste Level zu bringen“. Warum lohnt sich die Investition in Start-ups? Welchen Branchen räumen Sie langfristige Zukunftschancen ein?

Start-ups sind ein unverzichtbarer Treiber von Innovation. Und wir brauchen Innovationen, um zukunftsfähig zu bleiben. Das haben ja auch mittlerweile viele große Firmen verstanden und eigene Gründerzentren, Inkubatoren und Akzeleratoren aufgebaut, durch die sie versuchen, sich die Innovationen ins eigene Haus zu holen. Die Welt verändert sich schnell und daher müssen zügig viele gute Ideen entstehen, wie mit den neu entstehenden Herausforderungen umgegangen wird. Hier sehe ich eine zentrale Rolle der Start-ups und ihrer Ideen. So entstehen tatsächlich viele gute Lösungen in vielen wichtigen Bereichen. Sei es im Gesundheitsbereich, sei es im Bereich GreenTech oder sei es in dem mir als Luft- und Raumfahrtbeauftragten nahestehenden Bereich der Luft- und Raumfahrt. Grundsätzlich werden wir einen immer stärkeren Einsatz von Künstlicher Intelligenz beobachten und wir werden umwälzende Entwicklungen im Bereich Quantencomputing erleben. Das wird alles sehr spannend – und unser Leben besser machen!

Das Motto des letzten Digital-Gipfels Ende 2020 lautete: Digital nachhaltiger leben. Wo gibt es Berührungspunkte zwischen den dort diskutierten Strategien und der Lebenswelt von Senioren?

Beim Digital-Gipfel haben wir gleich zwei Megatrends aufgegriffen, die unser aller Leben immer mehr bestimmen: Die Digitalisierung kann uns auf dem Weg zu mehr ökologischer, ökonomischer und sozialer Nachhaltigkeit entscheidend voranbringen: Digitale Technologien machen die Energie- und Verkehrswende erst möglich. Sie ermöglichen energie- und ressourcensparende Produktionsverfahren, tragen dazu bei, die Belastung von Böden und Grundwasser zu verringern und die Biodiversität zu steigern. Oder – ganz konkret auf die Lebenswelt von Senioren bezogen: Digital gesteuerte Assistenzsysteme können dafür sorgen, dass ältere Menschen länger in den eigenen vier Wänden leben können und sie können helfen, in Notfällen automatisch die Rettung zu benachrichtigen. Digitalisierung ermöglicht Telemedizin und digital gestützte Operationen. Und in der Corona-Krise helfen digitale Tools uns allen, gerade aber auch älteren und deshalb besonders schutzwürdigen Menschen, mit Familie und Freunden in Kontakt zu bleiben.

Der Gipfel hat in mehr als 30 Veranstaltungen für die Möglichkeiten der Digitalisierung sensibilisiert und durch Exponate und Showcases zur Nachahmung inspiriert.

Die Corona-Pandemie hat es noch einmal verdeutlicht: Die Digitalisierung ist auch für Ältere eine Riesenchance. Doch gerade sie sind dafür oft nicht gerüstet, sowohl in technischer Hinsicht als auch in Sachen Digitalkompetenz. So schätzt unserer aktuellen Umfrage zufolge nur knapp die Hälfte der teilnehmenden Seniorinnen und Senioren (46%) ihre Kompetenzen im Umgang mit Smartphone, Tablet und PC als gut bis sehr gut ein. Was könnte dazu beitragen, die digitale Schere zwischen Jung und Alt weiter zu schließen?

Die Umsetzungsstrategie der Bundesregierung „Digitalisierung gestalten“ enthält hierzu konkrete Maßnahmen. Die bei der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen e. V. eingerichtete bundesweite Servicestelle „Digitalisierung und Bildung für ältere Menschen“ ist dafür da, einen Überblick über die Bildungslandschaft für Ältere, insbesondere über Orte und Ansprechpartner von Initiativen, Beratungsstellen und regionalen Bildungsanbietern zu geben. Darüber hinaus bietet sie Informationsbroschüren (z. B. „Wegweiser“) für Seniorinnen und Senioren mit grundlegenden Informationen zum Thema Digitalisierung. Das Projekt „Digitaler Engel – sicher, praktisch, hilfsbereit“ unterstützt im Netz ältere Menschen bei der Nutzung digitaler Angebote. Der letzte Altersbericht zeigt, dass in Deutschland 80 Prozent der älteren Menschen einen Internetzugang haben. Dieser Anteil sinkt in der Gruppe der über 73-Jährigen leider merklich ab. Hier haben wir noch Nachholbedarf.

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