Kundinnen und Kunden auf Augenhöhe begegnen

Julius Weber Bitkom e.V.Julius Weber

Referent Startups, Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien Bitkom e.V.

Der Bitkom e.V. berührt die Interessen des SENovation-Awards in zweifacher Hinsicht: Der Verband will nicht nur die digitale Transformation der deutschen Wirtschaft und Verwaltung vorantreiben, sondern auch die gesellschaftliche Teilhabe an den digitalen Entwicklungen verbessern. Das heißt: Auch Ältere bei der Digitalisierung mitnehmen. Darüber hinaus unterstützt der Bitkom mit der Startup-Initiative „Get Started“ die Gründung von (Tech)-Startups.

Als Referent Startups beim Bitkom e.V. kommst du mit Gründerinnen und Gründern aus den unterschiedlichsten Branchen zusammen. Welche Themen stehen derzeit auf der Beliebtheitsskala ganz oben, und wo ist das Thema AgeTech angesiedelt?

Durch die Heterogenität der Geschäftsideen fällt es schwer, hier ein klares Ranking vorzunehmen. Es gibt allerdings Bereiche, die in der jüngeren Vergangenheit besonders durch die Decke gegangen sind. So gibt es wahnsinnige Entwicklungen im Bereich FoodTech und bei Delivery Startups. Außerdem boomen Startups, die sich auf No-Code-Plattformen spezialisiert haben. Aber auch beim Thema AgeTech gibt es zuletzt einiges an Bewegung, wenn auch noch nicht in der Breite, die bei den anderen Themen zu erkennen ist.

Vier Jahre SENovation-Award haben gezeigt: Es gibt sehr verschiedene Möglichkeiten, ältere Menschen mit digitalen Innovationen zu unterstützen. Die Ideen reichen von Sensoren zur Sturzerkennung und Mobilitätsanalyse über seniorengerechte Apps für PC und Handy bis zu Hilfsmitteln für eine bessere Mobilität. Auch Ansätze zur Verbesserung des Pflegesektors sind immer wieder dabei. Welchen alterstauglichen Geschäftsideen begegnet ihr bei eurer Initiative „Get Started“ am häufigsten?

Als Digitalverband sprechen wir insbesondere mit jenen Startups, die digitale Technologien in ihrer DNA haben. Das Spektrum ist auch hier relativ groß, von Apps, die bei sportlichen Reha-Maßnahmen unterstützen, bis hin zu Smart Home Lösungen, die nicht nur für technikaffine jüngere Menschen gedacht sind. Erkennbar ist, dass viele Produkte und Dienstleistungen ohne digitale Sensoren, Technologien und/oder die Möglichkeiten moderner Smartphones gar nicht mehr denkbar sind. Immer mehr Geschäftsideen nutzen beispielsweise künstliche Intelligenz. Und dieser Trend wird sich höchstwahrscheinlich auch fortsetzen, da künstliche Intelligenz immer weniger Vorwissen zur Anwendung benötigt.

Im Halbfinale des SENovation-Awards bilden Seniorinnen und Senioren die Jury. Wenn sie digitale Geschäftsideen begutachten, sind Datenschutz und Privatsphäre immer ein großes Thema. Wie beurteilst du unter diesem Gesichtspunkt die heutigen Lösungen aus den Bereichen Smart Home und E-Health? Worauf sollten Gründerinnen und Gründer achten?

Mein Eindruck ist, dass viele Gründerinnen und Gründer sich sehr bewusst mit diesen beiden Themen beschäftigen. Gerade bei Technologien, die sich im höchstpersönlichen Bereich der eigenen Wohnung oder der Gesundheit abspielen, ist es wichtig, gleich zu Beginn eine gute Struktur rund um Datenschutz und Privatsphäre aufzubauen. Um sich hier abzusichern, kann es manchmal auch notwendig sein, externe Beratung in Anspruch zu nehmen. Gleichzeitig gibt es auch noch Bereiche, die sowohl gesellschaftlich als auch regulativ noch nicht 100 % ausdiskutiert sind. So wird man sich zukünftig öfter die Frage stellen müssen, wie z.B. künstliche Intelligenz mit Gesundheitsdaten operieren kann. Mit Blick nach vorne lässt sich sagen: Hier gibt es noch einige Chancen für zukünftige Gründerinnen und Gründer.

Was sollten Startups bzw. Geschäftsideen darüber hinaus mitbringen, um im „Seniorenmarkt“ Erfolg zu haben?

Ich glaube, Startups sind besonders dann erfolgreich, wenn sie ihren potenziellen Kundinnen und Kunden auf Augenhöhe begegnen. Seniorinnen und Senioren sind keine homogene Masse, die überwacht und kontrolliert werden muss, sondern mündige Bürgerinnen und Bürger, die ihr Leben durch digitale Technologien selbstbestimmter, sicherer und bequemer gestalten können. Dazu gehört in meinen Augen auch, dass Werbematerial modern, ansprechend und mit positivem Storytelling vorangeht.

Hast du einen Tipp: Wo gibt es im Bereich AgeTech einen Bedarf, den Startups bislang noch zu wenig auf dem Schirm haben, wo sich Gründen also lohnen könnte?

Ich würde den Spieß umdrehen und eher Gründerinnen und Gründer dazu motivieren, bei ihren Produkten das gesamte demographische Spektrum zu betrachten. Wer Mobility-, Delivery- oder Finance-Plattformen baut, sollte auch die Generation der Seniorinnen und Senioren auf dem Schirm haben.

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