"Jede Generation tut gut daran, ein realistisches Altersbild einzufordern."

Hackler 2013 248RA Erhard Hackler

Geschäftsführender Vorstand der Deutschen Seniorenliga e.V.

 

Sie sind Geschäftsführender Vorstand der Deutschen Seniorenliga. Welche Altersgruppe vertreten Sie?

Da wir die Interessen aller Älteren in Deutschland vertreten, ist unser Engagement nicht über eine Altersgrenze definiert. Vielmehr arbeiten wir generationenübergreifend. Denn gerade Kinder und Enkel, die sich um ihre älteren Angehörigen und Freunde kümmern,  suchen bei uns Rat und Hilfe. Ungeachtet dessen ist  der Begriff „Senioren“  in unserem Vereinsnamen sehr weit gefasst. Zwischen der Generation 50plus, die in der Werbung schon zu den Älteren zählt, und den Hochaltrigen liegen mehr als 40 Jahre. Das sind Generationen mit ganz unterschiedlichen Lebenssituationen und Bedürfnissen. Dieser Tatsache tragen wir in unserer täglichen Arbeit Rechnung.

Was bedeutet es in unserer Gesellschaft, älter zu werden bzw. alt zu sein?

Jeder möchte lange leben, aber kaum jemand möchte wirklich alt sein. Das Alter unterliegt in den westlichen Gesellschaften leider immer noch einer Stigmatisierung. Daher ist der Begriff des Alterns weithin negativ besetzt. Dennoch erfährt jeder im Laufe seines Lebens Situationen, die uns unmissverständlich deutlich machen, dass wir älter geworden sind. Das kann der Übergang in den Ruhestand sein, der Verlust des Partners oder eine Erkrankung.

Es liegt an der Gesellschaft, aber auch an jedem selbst, das Alter als natürliche Phase des Lebens anzunehmen, mit all seinen positiven, aber auch unerfreulichen Seiten. Es ist erstrebenswert, aktiv zu altern – geistig wie auch körperlich - und sein Erfahrungswissen, seine Kompetenzen und Talente zum Nutzen der Gesellschaft  einzusetzen. Hierzu ist es wichtig, offen für Veränderungen zu sein.

Wodurch werden die gegenwärtigen Altersbilder geprägt?

Durch den Blick zurück, aber auch durch aktuelle Einflüsse, wie zum Beispiel Medien oder Werbung.  Wir neigen dazu, die „Alten“ von gestern auf heute und die Senioren von heute auf morgen zu projizieren. Dabei wird jede Generation über ihre Lebensspanne anders sozialisiert und nimmt Erfahrungswerte mit in die dritte Lebensphase. Die „preußische Erziehung“ der 30er und 40er Jahre unterscheidet sich deutlich von der der Babyboomer; unsere geburtenstarke Generation lebt ein ganz anderes „Alter“ als die Gruppe unserer Eltern und Großeltern, die den ersten und zweiten Weltkrieg erleben mussten. Die Werbung zeichnet oftmals ein übertrieben positives Altersbild, nach dem die Älteren von heute wohlhabend, weitgehend gesund und in eine glückliche Familie eingebunden sind. Jede Generation tut gut daran,  ein realistisches Altersbild einzufordern  und durch konkretes Handeln veraltete Altersbilder zu entkräften.

Was könnte dazu beitragen, ein realistisches Bild von den verschiedenen Facetten des Älterwerdens zu erhalten?

Reden wir mit uns Älteren und nicht über „die Älteren“; die gibt es in dieser einfachen „Form und Fassung“ nämlich nicht! Machen es wir uns nicht allzu leicht und übernehmen die Plattitüden der Medien, sondern bilden wir uns eine persönliche Meinung von den Älteren in unserer Gesellschaft und pflegen intensiv den intergenerativen Kontakt.

In welchen Lebensbereichen könnten Ältere davon profitieren?

Schlichtweg in jedem: Wenn Ältere als Mitbürger, als Patienten, Ehrenamtliche, Künstler und auch als Kunden ernst genommen werden und man sich um ihre Wünsche und Bedürfnisse kümmert, ist vielen Seiten gedient. Adressiert man die Älteren hingegen über Stereotype, führt das zu Missverständnissen, Verärgerung und letztendlich zu einem schlechten Miteinander. Demgegenüber können alle Generationen voneinander profitieren. Im Rahmen unserer Öffentlichkeitsarbeit und durch Initiativen wie Ideenwettbewerbe oder Aktionen wie den Deutschen Rollatortag  leisten wir als Deutsche Seniorenliga unseren generationenübergreifenden Beitrag.

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